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Sonntag, 7. Oktober 2012

Q



Hallo ihr Leserlein,

wir kommen heute zu einem Buch, dass ich speziell für die ABC-Challenge gekauft habe, wie ich hier schon erläutert hatte. Es handelt sich um das Buch Q von Luther Blissett. Darunter verbergen sich vier italienische Autoren aus Bologna. Hier alle Daten zum Buch:


  • Autoren: Luther Blissett
  • Übersetzung: Ulrich Hartmann
  • Verlag: Piper Verlag GmbH, München
  • Erschienen: 2002
  • Seiten: 797
  • Preis: ab 1,88 auf Amazon


Mit 797 Seiten ist dieses Buch ein echter Brocken in meiner Sammlung. Ich empfinde 450-550 Seiten als perfekt, alles was darunter ist, kann schnell zu undetailliert sein, alles darüber wird oft langweilig. Deswegen war ich kurz erschrocken, als ich dieses Buch aus der Verpackung holte (ich achte beim Kauf selten auf Seitenzahlen). Ich habe das Buch außerdem gebraucht erstanden, weil mir das äußere nicht so wichtig ist. Deswegen war es sehr preiswert.

Nun kommen wir aber zum Inhalt: In den Jahren um 1518 beginnt unsere Geschichte über einen Theologiestudenten, der auszog, um seinen wahren Glauben zu finden. Aufgerüttelt doch bald enttäuscht von Luther, schließt er sich Thomas Müntzer an, der die Ideen von Luther weiterdenkt und mit seinen neuen Theorien durch die Lande zieht. Der Anfang der Geschichte ist leicht verworren, doch bald findet man heraus, dass die Bauernaufstände, die folgen, blutig niedergeschlagen werden. Unser Freund ohne Namen, unser Erzähler, entkommt allein und findet Zuflucht auf einem Hof. Dort ruht er aus und erinnert sich zurück, und bald findet er Briefe eines Freundes, die zu all den Wirren der letzten Monate geführt hatten, gerichtet an Thomas Müntzer, mit dem Ziel ihn in die Falle zu locken. Gezeichnet sind die Briefe mit einem Namen: Qohelet.

Unser Erzähler zieht fortan weiter durch die Welt, trifft neue Prediger, findet neuen Glauben, schließt sich den Wiedertäufern an und erobert die Stadt Münster. Dort wird er zum Hauptmann, denn durch die Jahre des Krieges ist er nicht nur an Waffen, sondern auch in der Strategie geschickt geworden. Dennoch vermag er die neu gegründete Stadt Zion nicht zu bewahren. Sie fällt, und wieder findet sich der Schatten Qohelets. 40 Jahre lange treffen die beiden Kontrahenten immer wieder aufeinander, unter falschen Namen und mit verborgenen Absichten. 40 Jahre dauert es, bis sie einander erkennen. Und es kommt zum Showdown auf einer abgelegenen Insel nahe Venedig, nur die beiden in der frühen Morgendämmerung.

Das Buch beginnt mit den überstürzten und naiven Ansichten eines 20jährigen und endet mit der weisen Sicht eines nahezu 60jährigen. In den fast 800 Seiten spürt man deutlich, wie der Erzähler altert, wie sich seine Ansichten ändern und seine Prioritäten verschieben. Es geht um Krieg und Frieden, Ruhe und Aufstand, Liebe und Hass und am Ende führt der Weg weit weg von all dem.

Hätte James Bond im 16. Jahrhundert gelebt, dann wäre er einer der beiden Kontrahenten gewesen. Doch die Frage, die sich automatisch stellt, ist natürlich: Lohnen sich 800 Seiten dieses Buches, oder ist es doch zu lang? Und wenn ich ganz ehrlich bin, und deswegen sind wir ja alle hier, so denke ich nicht, dass sie das tun. Das Buch ist gut, es ist am Ende spannend, aber es hat irgendwo in der Mitte eine mächtige Flaute gehabt. Man kann schlecht erkennen, wo alles hinführen wird. Und das einzige, was einen bewegt, weiterzulesen, ist der Wunsch zu wissen, wer Qohelet ist.

Nun da ich es weiß, kann ich allerdings auch nicht behaupten, das Buch sei schlecht. Es ist mit sehr viel Weitsicht geschrieben, sodass man zwar seine Vermutung hat, aber bis zum Ende es auch so scheint, als könne es jemand ganz anders sein. Ich hatte sogar Angst, dass es jemand sei, den ich im Buch vorher nicht einmal bemerkt hatte.

Das Buch ist für mich ein Epos, auch wenn es dafür wieder zu wenige Seiten haben mag. Aber es spielt über einen extrem langen Zeitraum. Es ist in der Sicht des namenlosen Theologiestudenten geschrieben, der die Welt meist relativ ausdrucksarm sieht. Am flammendsten geschrieben sind die Reden der Theologen, denen sich der Erzähler während seines Lebens anschließt. Inhaltlich ist das Buch wohl nur für Menschen, die ein echtes Interesse an der Reformation und Inquisition haben, denn darüber erfährt man sehr viel. Dennoch würde ich auch hier einwenden, dass es ein Semi-Tatsachenroman. Es beruht alles auf dem tatsächlichen geschichtlichen Verlauf, aber die Handlung selbst ist fiktiv.

Für mich war das Buch gut geeignet, aber viele andere Menschen werden es sehr langweilig finden. Ich hoffe, ich konnte hier einen Eindruck erwecken, wem dieses Buch gefallen könnte.

Liebe Grüße,

Kitty Retro


- Dieses Buch ist Buchstabe Q meiner ABC-Challenge-Teilnahme. -


Meine Bewertung:
 

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