Diesen Blog durchsuchen

Mittwoch, 11. November 2015

Der Gestohlene Abend

Hallo meine Krimifreunde,

bei diesem Buch fällt eine Genreeinordnung ein bisschen schwer. Ich werde es jetzt als Krimi handhaben, da es darum geht, einen Todesfall zu klären. Allerdings ist es viel mehr und andererseits aber auch viel weniger. Ich hoffe, ich kann das jetzt ein bisschen besser erklären. Das Buch habe ich mal als Mängelexemplar in einer Grabbelkiste gefunden und fand es spannend.

Die Fakten:
  • Autor: Wolfram Fleischhauer
  • Titel: Der Gestohlene Abend
  • Erschienen: 2009
  • Verlag: Piper Verlag
  • Seiten: 364
  • Preis: ab 30 cent gebraucht; 9,95 Euro Taschenbuch
  • Klappentext: "Es ist die Leidenschaft zur Literatur, die Matthias an die berühmte Hillcrest Universität nach Kalifornien treibt. Dort lernt er die attraktive, undurchschaubare Janine kennen - und es ist ausgerechnet ihr Freund David, der Matthias den ersehnten Zutritt zum innersten Kreis von Hillcrest verschafft. Welches Geheimnis aber steckt hinter den neuen Thesen, die dort gelehrt werden? Und warum zieht David gerade seinen Widersacher ins Vertrauen?"
Zur Handlung: Matthias beschließt ein Auslandsjahr in den USA einzulegen. In seiner deutschen Uni kommt er nicht voran. So nutzt er ein Stipendium, um an die berühmte Hillcrest zu wechseln. Dort gibt es ein berühmtes Institut, das INAT, in welchem die Lehre von Jaques de Vander unterrichtet wird. An diesem Institut würde Matthias gern Seminare belegen, was ihm jedoch als "Anfänger" an der Uni nicht gestattet ist.

In seinem ersten Semester trifft er die schöne Janine beim Schwimmen und in einem Seminar. Er verliebt sich sofort in sie, allerdings hat sie einen Freund. Dieser wiederum, David, hält ein sehr umstrittenes Referat und greift damit seine Dozentin und Chefin und auch de Vanders Lehren an. Matthias merkt schnell, dass mit David nicht alles in Ordnung ist, und das liegt sicher nicht nur daran, dass Janine sich von ihm trennen will.

Zunächst muss ich sagen, dass das Buch für einen deutschen Autor wirklich eine positive Überraschung war. Ich denke auf jeden Fall darüber nach, weitere Bücher des Autors zu lesen. Normalerweise sammel ich bei deutscher Literatur ja eher negative Erfahrungen. Das ist hier nicht der Fall. Dennoch ist es auf gewisse Weise trotzdem ein sehr deutsches Buch.

In diesem Buch dreht sich sehr viel um Literatur. Da Matthias ja Literaturwissenschaft studiert und wir ihn in vielen Seminaren und Diskussionen mit Kommilitonen begleiten, sollte dafür definitiv Interesse da sein. Außerdem wird es teilweise sehr theoretisch, und entweder man versteht diese Teile, oder man muss die Fähigkeiten haben, diese zu überlesen. Ich habe mich beider Methoden bedient. :D Aber das solltet ihr auf jeden Fall bedenken.

Matthias ist nicht unbedingt ein ausgefeilter Charakter. Er zeichnet sich vor allem durch seine Verliebtheit und seine Neugier und schließlich seine Ahnungslosigkeit aus. Ich fühle mich nicht, als hätte ich ihn näher kennen gelernt. Auf der anderen Seite ist er mir auch einfach sehr fremd. Dennoch muss ich sagen, dass das mein Leseerlebnis nicht beeinträchtigt hat.

Janine dagegen finde ich sehr seltsam. Bis zum Ende habe ich sie nicht verstanden. Das liegt auch daran, dass wir die Geschehnisse aus Matthias' Sicht sehen, und er versteht Janine ja auch nicht. Dennoch hat mich Janine vor allem am Ende nur noch genervt und ich habe mir gewünscht, dass Matthias einfach über sie hinwegkommt. Auch die Professorin Marian, die eine wichtige Rolle spielt, kann man von vorn bis hinten nicht einschätzen. Die Frauen kommen in diesem Buch leider nicht gut weg.

Zur Handlung des Buches gehört außerdem viel vom 2. Weltkrieg. Wer davon also schon genug hat, sollte das Buch im Regal stehen lassen. Ich persönlich habe nichts gegen die Thematik, bin da aber auch sehr wählerisch. In diesem Buch ist vor allem von den Auswirkungen dieser Zeit die Rede. Damit habe ich mich noch nicht besonders beschäftigt, daher mochte ich den Blickwinkel. Es wird unter anderem diskutiert, inwieweit man seine (Nazi-)Vergangenheit öffentlich diskutieren sollte.

Alles in allem muss ich leider sagen, dass das meiste an dem Buch keinen Sinn gemacht hat. Je mehr man später darüber nachdenkt, desto mehr Lücken ergeben sich, desto weniger versteht man die Charaktere, desto mehr fragt man sich, was dieses Buch denn nun eigentlich wollte. Der Anfang ist durchaus stark, zieht einen in die Geschichte, aber nach und nach pendelt sich das Ende dann aus, ohne auch nur irgendetwas aufzulösen. Und da liegt die große Schwäche. Sollte man das Buch dennoch lesen? Man kann. Es hat einen tollen Schreibstil und ist nicht langweilig, allerdings auch nicht befriedigend.

Ich denke, hier wäre einfach mehr drin gewesen. Was sagt ihr dazu? Habt ihr schon Fleischhauer gelesen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen