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Sonntag, 24. Mai 2015

Die Glut

Hallo ihr Debattierfreunde,

wir wenden heute einem Buch unsere Aufmerksamkeit zu, dass für heutige Verhältnisse doch besonders ist. Es geht um ein Streitgespräch, das eigentlich ein Monolog ist. Eine Geschichte, die 41 Jahre alt ist. In einer Zeit, die wir heute nicht mehr kennen. Wenn das zumindest ein bisschen interessant klingt, dann lest weiter.

Die Fakten:
  • Autor: Sándor Márai
  • Titel: Die Glut (Original: A gyertyák csonkig égnek)
  • Erschienen:1999 (erstmals 1942)
  • Verlag: Piper Verlag GmbH
  • Seiten: 219
  • Preis: 8,99 Euro

Zur Handlung: Henrik ist inzwischen ein alter Mann, lebt in dem Schloss, in dem er geboren wurde, und wartet auf den einen Tag. Dieser kommt, als sein Freund Konrád in der Stadt ist. Er lässt ihn abholen und bereitet ein gemeinsames Abendessen vor, wobei er detailgetreu das letzte Mahl kopiert, dass die beiden gemeinsam in diesen Mauern eingenommen haben.

Als Kinder hatten sich die beiden in einer Militärschule angefreundet und waren lange Jahre unzertrennlich gewesen. Wie kam es zum Bruch? Warum hat Konrád seinen Freund verlassen? Was ist in den vielen Jahren danach geschehen? Diese Fragen beantwortet uns Henrik schließlich in einem seltsam anmutenden Monolog. Am Ende hat er nur zwei Fragen an seinen alten Freund.

Wie ihr seht, möchte ich euch nicht zu viel verraten. Das Buch ist nicht besonders dick, aber dicht erzählt. Es spiegelt das Leben und das Warten eines Mannes wider. Dabei handelt es sich vor allem um einen Monolog, was das Buch doch besonders macht. Es spielt in einer Zeit, die wir heute nicht mehr kennen, und handelt von Dingen, die heute vielleicht noch mehr als damals wichtig sind.

Vor allem fragt sich Henrik als Erzähler, was Freundschaft ist, und berichtet uns dann davon, was lange Jahre der Einsamkeit ihn gelehrt haben. Er hat den Krieg und den Frieden erlebt und sich darüber auf viele Fragen eine Antwort gesucht. Eine Sache muss er aber noch klären, und die hat mit den beiden Menschen zu tun, die er einst am meisten geliebt hat.

Ich denke, dass viele Menschen sich aus diesem Buch etwas nehmen können. Es ist gut verständlich geschrieben, auch wenn es schon älter ist. Die Übersetzung fand ich auch gut. Die Handlung ist in Ungarn verankert, definiert sich aber nicht dadurch. Besondere historische Kenntnisse sind nicht notwendig. Daher ist es wirklich schnell lesbar, man verschwendet seine Zeit auf jeden Fall nicht.

Inhaltlich ist das Buch allerdings schwieriger zu verstehen. Gut fand ich dafür das Nachwort. Es gibt einige interessante Denkanstöße. Ein wirklich merkwürdiger Fakt: Die Figur des Henrik wartet 41 Jahre auf seinen Freund. Márai selbst hat 41 Jahre im Quasi-Exil in Amerika verbracht, dann brachte er sich um. Irgendwie gibt das der Geschichte, die noch vor dem Verlassen von Ungarn spielt, noch ein bisschen Kitzel mehr.

Insgesamt konnte es mein Interesse wecken und auch festhalten. So richtig befriedigend ist es am Ende vielleicht nicht, aber sehr anders und inhaltlich spannend. Henrik hat viele Einsichten, von denen er berichtet. Man kann aus diesem Monolog definitiv etwas lernen. Ich würde es allen empfehlen, die sich für diese Art von Literatur begeistern können. Es ist nicht zu schnell erzählt, sondern hat ein ansprechendes Tempo, guten Ausdruck und interessante Gedanken.

Mehr kann ich zu diesem kurzen aber besonderen Buch nicht sagen. Habt ihr etwas von Márai gelesen? Kanntet ihr ihn schon? Für mich ist es auf jeden Fall eine unerwartete Entdeckung.

Bis bald,
Eure Kitty Retro


Meine Bewertung:

- Dieses Buch ist Teil meiner ABC-Challenge und meiner SUB-Abbau-Challenge. -

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