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Sonntag, 27. April 2014

Es wird keine Helden geben

Hallo ihr Lesemäuse,

heute geht es um ein Buch, dass ich schon auf so vielen Buchblogs gesehen habe. Ich hatte mir fest vorgenommen, es zu meiden. Es ist von einer deutschen Autorin, die vier Jahre jünger ist als ich. Das sind schon zwei Gründe. Außerdem beschäftigt mich persönlich das Thema - Amoklauf - überhaupt nicht. Ich gehe nicht mehr zur Schule und für mich gibt es im Leben bedrohlichere Sachen. Dann ist das Buch allerdings zu mir gekommen, das hatte ich in der Ankündigung schon geschrieben, und ich habe es nun gelesen.

Fakten:
  • Autorin: Anna Seidl
  • Titel: Es wird keine Helden geben
  • Erschienen: 2014
  • Verlag: Verlag Friedrich Oetinger
  • Seiten: 252
  • Preis: 14,95 Euro

Zur Handlung: Miriam ist 15, beliebt, gut in der Schule, hat tolle Freundinnen und einen süßen Freund. Ihr leben ist so, wie es für einen Teenager sein sollte. Ihre Mutter hat ihr Leben zwar verlassen, aber Miriam hat so viel Liebe unter ihren Peers gefunden, dass ihr das nicht viel ausmacht. Allerdings ändert sich das alles an dem Tag, an dem das Buch beginnt. Ein Amoklauf. An ihrer Schule. Sie versteckt sich und ihre beste Freundin und rettet damit gleich zwei Leben an diesem Tag. Das von ihrem Freund Tobi kann sie jedoch nicht mehr retten. Und auch nicht das von Matias, dem Amokläufer.

Das Buch beschäftigt sich nun mit dem langen Weg raus aus der Krise, wenn man es so nennen mag. Miriam wird depressiv, verschließt sich, lässt sich nicht helfen. Und das ist verständlich. Alle, die ihr Schicksal teilen, reagieren ähnlich, jeder kämpft für sich allein... Wie auch schon während des Amoklaufs. Doch irgendwann muss Miriam erkennen, dass das Leben weitergeht - und sie will wieder daran teilhaben.

Ich war bei diesem Buch mehr als skeptisch, aber am Ende bin ich froh, dass es seinen Weg zu mir gefunden hat. Das Buch hat definitiv seine Schattenseiten, aber es ist auch viel Licht. So finde ich, dass der Ausdruck für eine deutsche Autorin, egal welchen Alters, absolut toll ist. Nur das ganze "Süße" hat mich extrem genervt. In meiner Welt nennt mich niemand Süße, und ich kenne auch niemand, der so genannt wird. Schon gar nicht von den Eltern. Aber ansonsten war ich wirklich überrascht, da ich leider schon ganz andere Dinge lesen musste. Damit kann das Buch definitiv punkten.

Auch waren die Gefühle von Miriam sehr gut beschrieben, sehr authentisch. Ich weiß nicht, woher eine Teenagerin weiß, wie sich so etwas anfühlt, aber Anna Seidl hat für mich bewiesen, dass sie es weiß. Aber vielleicht kann das inzwischen jeder in ein Buch packen... Naja, auf jeden Fall finde ich die Empfindungen meist logisch. Viele kritisieren ja den Wandel in der Beziehung zur Mutter... ich denke, so unwahrscheinlich ist das gar nicht. Manchmal fällt es einem in solch einer Situation doch leichter, sich jemanden zu öffnen, der einen nicht als "normalen Menschen" kannte. Ich finde es auch gut, dass Miriam trotz aller Heilungsprozesse doch immer mal wieder einen kleinen Rückschlag hatte.

Alles in allem ist das Buch sehr lebensbejahend. Das finde ich gut. Miriam sucht sich ihren Weg aus der Dunkelheit. Doch nicht jeder schafft das so, auch diese Seite wird vom Buch betont, was ich ansprechend fand. Ich denke, auch der Zeitabstand ist ganz gut getroffen, zwischen Anfang und Ende des Buches. Vielleicht ein bisschen kurz. Das ist aber sicherlich auch bei jedem anders.

Was ich nun dann doch icht so gut fand, waren einerseits die viele Wiederholungen, andererseits fehlt mir irgendwie doch ein bisschen das Gefühl, das Mitgefühl. Gerade am Anfang drehen sich Miriams Gedanken oft um die gleichen Fragen. Das ist auch nachvollziehbar, aber muss man diese dann auch immer wieder gleich formulieren und in der gleichen Reihenfolge? Das war dann doch irgendwie zu viel copy+paste für mich. Und dann bin ich irgendwie nicht in die Geschichte reingekommen. Die Rückblicke, die im Buch immer wieder kommen, erzählen zwar von Miriams Leben vor dem Amoklauf, aber sie haben in mir keinerlei Gefühle geweckt. Wenn nun ihr Freund vor ihr verblutet und ich fühle nix, das ist ein bisschen traurig. Und das hat dem Buch bei mir auch eine Menge Minuspunkte gebracht...

Ein großen Aufreger muss ich noch loswerden: Seite 195 - "Wir können nur entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist". Also Gandalf hätte sich sicher über eine Erwähnung gefreut...

Insgesamt ist Es wird keine Helden geben ein solides Buch. Es betrachtet ein Ereignis, einen Amoklauf, von vielen verschiedenen Seiten. Es versucht, eine Perspektive zu geben, wie es nach so etwas überhaupt weitergehen kann. Und es erinnert uns in vielen Momenten an eine Vergänglichkeit, die uns nur selten bewusst ist: alles, was wir haben, kann uns genommen werden. Und zumindest gelegentlich sollte man sich daran erinnern. Dafür braucht es keinen Amoklauf, keinen Krieg, keinen Flugzeugabsturz... Wir sollten erkennen, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. Und dass eine so junge Autorin solche Gedanken zu Papier bringen kann, das finde ich erstaunlich und lobenswert.

Bis bald,

Eure Kitty Retro


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