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Freitag, 8. November 2013

[Filmkritik] Der Vorleser

Hallo meine Freitagsfilmfreunde,

ich habe euch ja bereits hier vom Buch berichtet, und heute soll es nun um den Film gehen. Ich habe ihn wie meistens gleich im Anschluss gesehen, damit ich euch so gut wie möglich einen Vergleich liefern kann. Aber zuerst ein paar Worte zum Film an sich.

Natürlich ist die Thematik des Holokaust in Filmen eine Zeit lang sehr beliebt und sehr oft umgesetzt gewesen. Doch nähert sich Der Vorleser von einer völlig anderen Seite. Er beschäftigt sich damit, wie nach dem Krieg mit den Verbrechern des Holokaust umgegangen wurde. Und es wird doch deutlich, dass wohl oft vor allem die verurteilt wurden, die zu ehrlich waren, wohingegen die anderen geringere Strafen bekamen. Zumindest scheint es in diesem Film so. Er zeigt jedoch auch sehr deutlich, dass auch die SS-Soldaten Menschen waren, Menschen, die auch nach dem Krieg weiter gelebt haben. Und das finde ich, ist ein großer Verdienst dieses Films. Bei all dem Hass sieht man auch, es waren eben nur Menschen.


Ansonsten ist der Film ähnlich aufgezogen wie das Buch. Im ersten Teil, der sich stark abhebt vom Rest, geht es um die Liebe eines 15jährigen Jungen zu einer 20 Jahre älteren Frau. Der Film hält sich dabei sehr nah am Buch, was ich sehr schön finde. Natürlich fällt vieles wesentlicher kürzer aus als im Buch, aber das ist bei Filmen eben so. Dennoch hätte dieser Teil im Film meiner Meinung nach noch wesentlich länger sein dürfen.


Dann kommt der Teil der Gerichtsverhandlung, welcher im Film sehr schwer umzusetzen war. Es geht in diesem Teil vor allem um das Gefühl, welches die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit mit sich bringt, und das kann der Film leider absolut nicht transportieren. Stattdessen sehen wir eine Hollywood-Variante davon, einen Jungen, der hin- und hergerissen ist zwischen Gerechtigkeit und der Frau, die er vor wenigen Jahren geliebt hat. Anstatt der dumpfen Leere scheint hier eher die Traurigkeit und Einsamkeit im Vordergrund zu stehen. An diesem Teil scheitert der Film leider meiner Meinung nach.


Auch der letzte Teil, in dem Hanna im Gefängnis ist und Michael ihr wieder vorliest, leidet ein bisschen daran, dass man in Filmen die Gefühle der Charaktere eben schlecht darstellen kann. Auch hier ist einiges gekürzt, einiges eher Hollywood und es fehlt mir an der dumpfen Betäubtheit, die im Buch eine so große Rolle spielt. Auch das letzte Gespräch zwischen Michael und Hanna fand ich nicht gut umgesetzt, obwohl es das Ende vielleicht ein wenig besser erklärt.


Alles in allem ist der Film sicherlich keineswegs schlecht, aber diese Bücher, die eben sehr darauf konzentriert sind, wie sich etwas anfühlt, kann man selten gut umsetzen. Dafür finde ich es eine ordentliche Leistung, und Cate Winslet ist hier auch definitiv eine gelungene Besetzung, da besteht keine Frage. Auch Bruno Ganz sehe ich persönlich sehr gern, auch wenn er das Hitler-Image nicht wirklich los wird. 


Ich denke, man kann sich diesen Film ruhig mal ansehen, aber wenn man wirklich alles besser mitfühlen will und wirklich verstehen will, worum es geht, sollte man das Buch nicht vergessen. Es ist doch noch einmal einen ganzen Deut besser. Den Film finde ich geeignet für alle, die aus irgendeinem Grund der Meinung sind, Lesen sei Mist.

Bis bald,

Eure Kitty Retro


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